Hart im Nehmen waren die 50 Wanderer, die auf Einladung von Theresia Bauer (MdL) und den Heidelberger GRÜNEN am Sonntag den Nationalpark Schwarzwald besuchten. Schneematsch auf den Wegen und Schneetreiben von oben konnten die gute Stimmung aber nicht eintrüben.
Bereits auf der Busfahrt hatte André Baumann vom NABU ins Thema eingeführt und von der umfangreichen Bürgerbeteiligung berichtet, mit der der Nationalpark vorbereitet worden war und die zu zahlreichen Veränderungen des ursprünglichen Plans geführt hatte. So konnte der Nationalpark perfekt an die Natur, aber auch an die Bedürfnisse der Menschen in der Region angepasst werden. Am Naturschutzzentrum Ruhestein stieß der für den Naturschutz zuständige Minister für den ländlichen Raum, Alexander Bonde, zu der Gruppe und berichtete mit ansteckender Begeisterung von seinem Lieblingsprojekt.
Ca. 10.000 ha umfasst der Park und weist eine große landschaftliche Vielfalt aus. In den Wäldern und Mooren, an den Karseen, auf den Grinden und in den Felsbereichen fühlen sich nicht nur Rotwild sondern auch viele seltene Tierarten wohl. Kreuzotter, Auerhuhn, Dreizehenspecht, Sperlingskauz und etliche andere lassen sich hier mit einigem Glück beobachten. Der Nationalpark Schwarzwald hat drei unterschiedlich stark geschützte Zonen: in der Kernzone darf er jetzt richtig wild werden, auf Eingriffe des Menschen wird komplett verzichtet und Totholz bietet Raum und Nahrung für neues Leben. Die Entwicklungszone dient ca. 30 Jahre lang der Vorbereitung, und in der Managementzone wird noch gepflegt – zum Beispiel werden die Grinden beweidet.
Die Nationalpark-Verwaltung kümmert sich nicht nur um den Artenschutz; sie führt die Gäste, pflegt die Wege, legt im Winter Loipen an kooperiert mit Hochschulen in Lehre und Forschung – zum Beispiel im Rahmen des vom Wissenschaftsministerium geförderten „Reallabor Nordschwarzwald“, von dem Ministerin Theresia Bauer stolz berichtete. Außerdem besuchten mehr als 300 Schulklassen im vergangenen Jahr den Nationalpark. Mit seinem pädagogischen Programm gilt er bereits als Muster für andere: ein Muster-Nationalpark im Musterländle eben. Wenig überraschend ist daher, dass schon nach zwei Jahren die Zustimmung überaus groß ist. 93% der Baden-Württemberger und 86% der Bewohner in den Nationalpark-Gemeinden sehen den Nationalpark positiv. Dabei spielt er nicht nur für die Natur, sondern auch für Tourismus und Gastronomie eine zunehmende Rolle und trägt damit wesentlich zur wirtschaftlichen Entwicklung einer sonst strukturschwachen Region bei.
Doch obwohl der Nationalpark als ausgewiesenes Erfolgsprojekt gelten kann, steht dieser Erfolg im Falle eines Regierungswechsels nach der Landtagswahl zur Disposition. Die CDU hat bereits angekündigt, die Gesamtfläche des Parks sowie den Anteil der Kernzone im Falle eines Wahlsiegs zu reduzieren. Damit würde nicht nur der ökologische Wert des Nationalparks verringert. Auch die internationale Anerkennung als Nationalpark – und damit seine Zugkraft für Tourismus und regionale Wertschöpfung – hängen davon ab, dass bei einer Größe von mindestens 10.000 Hektar insgesamt 75% der Fläche zur Kernzone gehören. Diese beiden Werte gilt es daher beizubehalten – wofür sich die GRÜNEN auch weiterhin einsetzen werden.
Aufgrund des großen Interesses – der Bus war trotz der winterlichen Verhältnisse komplett ausgebucht – soll die Tour im Sommer bei wärmeren Temperaturen und besserer Sicht widerholt werden.