Universität und Pädagogische Hochschule Heidelberg sind bereit für die angedachte Reform der Lehrerbildung – das war die eindeutige Botschaft einer Diskussionsveranstaltung, die mit Wissenschaftsministerin Theresia Bauer, Sybille Volkholz (Vorsitzende der Expertenkommission zur Lehrerbildung), Prof. Dr. Bernhard Eitel (Rektor Universität Heidelberg) und Prof. Dr. Gerhard Härle (Prorektor PH Heidelberg) hochrangig besetzt war und zentrale Akteure der Landesebene mit Vertretern der lehrerbildenden Hochschulen vor Ort zusammen brachte.
Zunächst machte Theresia Bauer deutlich, warum es einer Weiterentwicklung der Lehrerbildung bedarf – obwohl Baden-Württemberg doch eigentlich bereits über hervorragende Schulen und gut ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer verfügt. Ihre Begründung: Schulen sind derzeit massiven gesellschaftlichen Veränderungen ausgesetzt – sei es durch die zunehmende Heterogenität in der Schülerschaft, sei es durch die Anforderungen, die sich aus der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen in Bezug auf die Inklusion ergeben. Theresia Bauer ist sich sicher: In einem sich verändernden Umfeld bedeutet Stillstand Rückschritt – genau deshalb macht es Sinn, Gutes immer weiter zu verbessern.
Sybille Volkholz stellte dar, welche Maßnahmen aus Sicht der im Mai letzten Jahres von der Landesregierung eingesetzten Expertenkommission zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung geeignet sind, entsprechende Verbesserungen zu erreichen. So empfiehlt die Kommission zunächst, den Bologna-Prozess der Umstellung auf gestufte Studiengänge auch auf die Lehrerbildung anzuwenden und damit den Studierenden mehr Flexibilität bei der Entscheidung über ihren Studienweg einzuräumen. Durch die Einführung von Bachelor und Master könnte auch die Entscheidung für den Lehrerberuf auf die Zeit nach dem Bachelor-Abschluss verschoben werden, was angesichts immer jünger werdender Studienanfänger der bessere Zeitpunkt für eine so weitreichende Weichenstellung sein könnte. Die Kommission rät außerdem, die Lehrerbildung nicht mehr schulartspezifisch aufzuspalten, sondern für die Sekundarstufe I und II in einem gemeinsamen Master-Studiengang zusammenzuführen, um insbesondere eine Anhebung des fachlichen Niveaus an den nicht-gymnasialen Schularten zu erreichen. Und schließlich sollen, so die Kommission, Universitäten und Pädagogische Hochschulen künftig enger zusammenarbeiten, ihre jeweiligen Stärken in gemeinsame „Schools of Education“ einbringen und so Synergieeffekte nutzbar machen.
Lehrerbildung
In den Stellungnahmen von Prof. Eitel und Prof. Härle wurde schnell deutlich, dass die beiden großen Heidelberger Hochschulen, an denen insgesamt mehr als 8.000 Lehramtsstudierende eingeschrieben sind, vor allem dem letzten Punkt viel abgewinnen können. So sei bereits vor über einem Jahr ein „Round Table Kooperative Lehrerbildung“ von Universität und PH sowie den Staatlichen Seminaren für Didaktik und Lehrerbildung eingerichtet worden, um über gemeinsame Lehrangebote zu beraten. Prof. Eitel skizzierte schließlich mit sichtlichem Enthusiasmus auf einer Flip Chart, wie aus Sicht der Universität künftige Bachelor-Studiengänge an PH und Universität sowie ein gemeinsamer Master für die Sekundarstufe, der die jeweiligen Bachelor komplementär ergänzen soll, aussehen könnten. Er hob hervor, welche Potentiale für eine Qualitätssteigerung über alle Lehrämter hinweg in einer konsequenten Anwendung der Bologna-Struktur liegen und forderte: „Wenn man Bologna macht, dann muss man es auch richtig machen!“ Dafür sei es insbesondere erforderlich, den Bachelor „polyvalent“ zu gestalten, d.h. ihn sowohl an den fachwissenschaftlichen als auch an den Lehramts-Master anschlussfähig zu machen.
Prof. Härle betonte vor allem die Gleichwertigkeit der verschiedenen so zu erreichenden Abschlüsse, die keinesfalls mit deren Gleichartigkeit im Sinne eines „Einheitslehrers“ zu verwechseln sei. Er unterstrich außerdem, dass sich bereits der durch die Reformpläne angestoßene Kooperationsprozess zwischen Universität und PH und Staatlichen Seminaren als äußerst fruchtbar erweise. Bei keiner der drei Lehramtsreformen, die er in seinem akademischen Leben mitgemacht habe, habe ein so intensiver fachlicher Austausch zwischen den Trägereinrichtungen der Lehrerbildung stattgefunden. Diese konstruktive Atmosphäre sei bestens geeignet, sinnvolle und richtige Neuerungen hervorzubringen.
Einig waren sich die Vertreter beider Hochschulen nicht zuletzt in der Erwartung an die Politik, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen nun schnell gesetzt werden müssen, damit die derzeit im Prozess vorhandene Energie auch in sinnvolle Bahnen gebracht und produktiv genutzt werden kann.
Theresia Bauer unterstrich in ihrem Abschlussstatement nochmals die Chancen, die sich gerade durch die Einrichtung kooperativer Master-Studiengänge ergeben. Die Umstellung auf Bachelor und Master sowie die Etablierung fest institutionalisierter Kooperationsstrukturen – unabhängig davon, ob diese dann am Ende „School of Education“ genannt werden – seien daher aus ihrer Sicht die Kernpunkte der Reform, so die Ministerin.